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Luft holen – Atempausen einbauen
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Luft
Luft holen – Atempausen einbauen

Ruedi Brodbeck
Dr. med. Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Psychosomatische und Psychosoziale Medizin SAPPM,
Diplom für Biblische Theologie und Pastoralarbeit,
Alchenflüh, CH

(R)Auch-Pausen für Nichtraucher!?

Wenn Menschen weiter rauchen, obschon heute allgemein bekannt ist, wie gefährlich dies ist, so hat das seine Gründe. Ich lade deshalb in meiner Sprechstunde jeweils die Raucher ein, ihre ganz persönlichen Gründe zu suchen und aufzulisten. Was bringt ihnen die Zigarette? Was würde ihnen am meisten fehlen, wenn sie mit dem Rauchen aufhörten?

Ein oft genannter Grund ist die Rauchpause zur Stressreduktion. Viele Raucher bekennen mir, dass sie nicht wüssten, wie sie sonst mit ihrem Stress umgehen könnten. Sie haben Angst vor dem Versagen, und ohne Rauchpausen würde der Stress sie zum Rückfall zwingen.

Manchmal berichten mir Nichtraucher, wie sie die Raucher wegen ihrer Pausen beneiden. Während sich diese immer wieder für eine Zigarettenlänge zurückziehen könnten, sei ihnen das nicht vergönnt. Sie müssten quasi durcharbeiten. Gelegentlich erfahre ich sogar von Ex-Rauchern, dass sie mit etwas Wehmut an die damaligen Rauchpausen zurückdenken.

Braucht es die Zigarette für erfolgreiche Kurzpausen?

Ich bin bekennender Nichtraucher. Es gibt Tage, da läuft es in meiner Sprechstunde nicht so, wie es sollte. Es dauert irgendwie alles länger als geplant. Zusätzliche Patienten müssen als Notfälle behandelt werden, und die regulär eingeschriebenen haben alle noch ein weiteres, nicht erwartetes, oft dringendes Anliegen.

Da ich selber ein Mensch bin, der nicht gerne wartet, sehe ich mit einem unguten Gefühl der zunehmend längeren Dauer entgegen, die meine Patienten im Wartezimmer verbringen. Spätestens wenn nicht mehr genügend Stühle zum Sitzen vorhanden sind, hat mein Stresspegel ein sehr hohes Niveau erreicht.

Um die Wartezeit meiner Patienten zu verkürzen, lasse ich mich oft dazu verleiten, die benötigte Zeit zur Dokumentation der Konsultationen auf später zu verschieben. Pausen liegen schon gar nicht drin. Oft vergesse ich sogar das nötige Trinken von Wasser.

Es kann sein, dass ich merke, wie ich langsam, aber sicher ermüde. Manchmal merke ich es jedoch erst, wenn der letzte Patient entlassen ist. Nun müsste ich die aufgeschobene Schreibarbeit erledigen, aber … ich fühle mich defi nitiv zu müde dazu. Jetzt will ich erst einmal eine Pause einlegen. Wahrscheinlich ist ohnehin schon lange Essenszeit, und meine Frau wartet.

Mein Heimweg ist kurz. Praxis und Wohnung liegen im selben Haus. Was mich nach dem Essen oft etwas frustriert, ist die Tatsache, dass die Müdigkeit bleibt. Es fällt mir schwer, mich aufzuraff en und mich nochmals an den Praxisschreibtisch zu setzen, um die aufgeschobenen Dokumentationen zu vervollständigen und die Leistungsabrechnung zu überprüfen.

 

 

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