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Unsere Worte: Heilmittel oder Gift?
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Beziehungen
Unsere Worte: Heilmittel oder Gift?

«Es gibt nur wenige Medikamente oder Heilmittel, die mächtiger und wirkungsvoller sind als ein sorgfältig ausgewähltes Wort.»

Günther Maurer
Gesundheitsberater und Seelsorger

Das Zitat links schrieb der Friedensnobelpreisträger des Jahres 1985, der Kardiologe Bernard Lown, in seinem Buch «Die verlorene Kunst des Heilens». So weit, so gut – mögen Sie nun denken. Wenn ein berühmter Mediziner das feststellt, gibt es daran nichts zu rütteln. Nicht weniger richtig ist die Feststellung von Jean-Paul Sartre (1905–1980, frz. Philosoph und Schriftsteller): «Worte sind geladene Pistolen.»

Sprache berührt
Alle Menschen dieser Welt leben im Einflussbereich von Worten – wir selbst «verlieren» diese manchmal achtlos dahingesagt, zuweilen jedoch auch gezielt aufbauend oder abwertend im Gespräch und werden von ebensolchen überschwemmt. Niemand kann die offensichtliche Wirkung von Worten leugnen oder sich deren Effekte entziehen. Wer einen spannenden Roman liest, eine Liebeserklärung gemacht bekommt oder in einen heftigen Streit gerät, verspürt hautnah, dass Sprache berührt. Worte können trösten oder tief verletzen, manche beflügeln uns, andere lähmen jegliche Energie und hängen uns tage- oder gar jahrelang nach. Zwischen beiden Polen leben und handeln wir. Könnten wir es uns aussuchen, würde jeder das erfrischend stimulierende Wohlgefühl guter Worte wählen und das toxische Klima verletzender Aussagen meiden. Die Macht von Worten in unserem Leben ist viel zu wichtig, als dass wir diese einfach als Zufallsprodukte an uns abprallen lassen könnten.

Für-, mit- oder gegeneinander?
Worte haben – wie wir schon festgestellt haben – eine enorme Wirkung. Sie können uns zum Lachen und zum Weinen bringen. Sie können uns ermutigen, etwas zu tun oder mit etwas aufzuhören. Worte bauen auf oder reißen nieder. Aus guten Worten schöpfen wir Hoffnung und Kraft, verletzende Aussagen jedoch rauben uns unser Vertrauen und oft auch jegliche Vitalität. Das Thema «Unsere Worte: Heilmittel oder Gift» ist nicht zufällig gewählt, denn niemand kann sich der Wirkungsweise von Sprache entziehen, weil sich unser Für-, Mit- oder Gegeneinander davon nährt. Worte können das Verhalten negativ beeinflussen und über einen langen Zeitraum hinweg nachwirken. Ein dazu passendes Beispiel hörte ich von einer Bekannten, die mir in einem Gespräch erzählte, warum sie bis heute (sie ist inzwischen 60 plus) keine Hosen trägt: In ihrem Fall waren es neun Worte, die eine lebenslange Wirkung zeigten. Sie war als 12-Jährige auf dem Bauernhof ihrer Tante zu Besuch. Abends, nach getaner Arbeit, saßen die Tante, der Onkel, ein paar Angestellte und ihre Cousinen in der milden Abendsonne zufrieden vor dem Haus, als die Tante sie plötzlich eingehend musterte und etwas abschätzig feststellte: «Du hast die typischen Oberschenkel unserer Großmutter, wie Sauerkrautstampfer.» Kein weiteres Wort fiel. Aber diese Aussage hatte Folgen. Bis heute trägt die Dame nur Kleider und Röcke, um den vermeintlichen Makel darunter zu verstecken. Vielleicht fällt Ihnen beim Lesen dieser Zeilen auch ein Beispiel dafür ein, wie Sie emotional verletzt wurden. Auch wenn man sich bewusst macht, dass eine abwertende Aussage gar nicht der Wahrheit entspricht, bleibt die Verletzung und wird mit jedem ähnlichen Gedankenansatz getriggert – selbst wenn es sich dabei um andere Personen handelt.

 

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